Das ziel Übertragen

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Hinter dem unscheinbaren Aussehen eines Schlauches verbirgt sich eine ganze Menge Technik, die ständig weiterentwickelt wird. Ein wichtiger Antrieb für die Entwicklung ist es, Schläuche weltweit für die Übertragung von
ebensmitteln und Getränken einsetzbar zu machen

Auf den ersten Blick wirken Schläuche bloß wie lange Zylinder aus Gummi. Unter ihrer glatten Außenhaut verbergen sich jedoch mehrere komplexe Schichten aus speziellen Werkstoffen. Diese sorgen zum Beispiel dafür, dass Getränke sicher und in bester Trinkqualität transportiert werden. Ob es nun um hochwertigen Cognac oder frische Milch geht — Schläuche sind für die Übertragung von Flüssigkeiten in Verarbeitungssysteme hinein, aus Verarbeitungssystemen hinaus und auch innerhalb dieser Systeme von größerer Bedeutung.

 

„Einfache Schläuche für Lebensmittel und Getränke haben drei Schichten und die komplexesten Schläuche bestehen sogar aus zehn Schichten“, erläutert Gerald Soulagnet, Material Development Manager für Fluid Handling Solutions bei Trelleborg. „Die Innenschicht gerät in Kontakt mit dem übertragenen Medium. Derweil ist die äußere Schicht der Umgebung ausgesetzt.“ 

 

Die Innenschicht, die Seele, muss für das durchfließende Medium geeignet sein, sodass es keine Kontamination gibt und damit die organoleptische Beschaffenheit (Geruch und Geschmack) neutral bleibt. Laborprotokolle überwachen die Freisetzung von Molekülen und dafür werden entsprechend die besten Rohstoffe und Prozessbedingungen ausgewählt.

 

Die Außenschicht, also die Abdeckung, muss robust und verschleißbeständig sein, jedem Wetter widerstehen und darf nicht oxidieren. Mitunter ist auch eine geringe Reibung erforderlich, damit der Schlauch in Lebensmittelbetrieben oder in Kellereien leicht bewegt werden kann.

 

„Zwischen Seele und Abdeckung befinden sich als Einlagen verschiedene verstärkende Schichten, die jeweils unterschiedliche Funktionen haben“, erklärt Soulagnet. „Sie können für mehr Druckwiderstand sorgen oder die Flexibilität und Biegefähigkeit erhöhen. In manchen Anwendungen kann es vorkommen dass Lastwagen über die Schläuche fahren — dann hilft eine Verstärkungseinlage dabei, das Kollabieren des Schlauches zu verhindern. In anderen Fällen wird eine zusätzliche Sperrschicht eingesetzt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Flüssigkeit innerhalb der Schlauchstruktur diffundiert. Die Diffusion soll dann innerhalb des Schlauches auf eine bestimmte Dicke begrenzt werden.“

 

Jeder Schlauch, der explizit für Lebensmittel und Getränke entwickelt wird, muss strengen Vorschriften genauestens entsprechen.

 

„Derzeit ist weltweit eine Zunahme an gesetzlichen Bestimmungen wahrzunehmen“, sagt Soulagnet. „Früher kamen solche Vorschriften in erster Linie aus Europa und Nordamerika.“ Inzwischen geben alle Staaten eigene Normen und Anforderungslisten heraus.

 

„Wir wollen ein Produkt anbieten, das — unabhängig von seinem Einsatzort — immer das sicherste ist“, erklärt er. „Das bedeutet, dass wir allen Vorschriften entsprechen und noch darüber hinausgehen, damit die Schläuche auch für die Zukunft gerüstet sind.“ 

 

Statt für jedes Land eine eigene Produktgruppe an Schläuchen aufzulegen, verfolgt Trelleborg die Strategie, dem Markt eine Gruppe von Schläuchen anzubieten, die sämtlichen Vorschriften und Normen in allen Ländern genügen. 

 

„Wenn es uns gelingt, die europäischen Vorschriften zu erfüllen, erreichen wir die gewünschte Universalität bei den Schlauchspezifikationen“, erläutert Soulagnet. „Wenn wir gut positionierte Produkte haben, fällt es uns leichter, unser Produkt auch auf anderen Märkten anzubieten. Unseren Kunden geht es schließlich genauso wie uns — Sie wollen keine unterschiedlichen Getränkeverarbeitungsmaschinen für jeden einzelnen Markt herstellen.“

 

Würden sich die Kosten nicht deutlich erhöhen, wenn man auf Märkten mit weniger strengen Vorschriften nicht geforderte Bedingungen erfüllt? Soulagnet entgegnet, dass die Vorteile der Universalität mögliche Einsparungen deutlich überwiegen würden, wenn es Schläuche für jeden einzelnen Markt gäbe.

 

„Die Standardisierung bedeutet für uns ein geringeres Produktangebot, das die Produktionsplanung und Lieferkette vereinfacht“, erläutert er. „Das betrifft ja nicht nur uns, sondern auch unsere Kunden.“ Da Zertifizierungen teuer sind, ist eine einmalige Zertifizierung von allen Normen bei einem Produkt am kosteneffizientesten. 

 

„Die Vorschriften ändern sich ständig und Länder mit weniger strengen Regeln werden irgendwann genauso ihre Bestimmungen verschärfen und genauso hohe Spezifikationen haben wie die anderen Länder mit sehr strengen Regeln und Vorschriften“, meint Soulagnet. „Und Milch bleibt Milch — wo auch immer auf der Welt sie hergestellt wird. Letztendlich wird es überall dieselben Vorschriften geben.“

 

Daneben wird auch die Nachhaltigkeit zu einem immer wichtigeren Thema. Das betrifft Trelleborg genauso wie die Kunden des Unternehmens. „Inzwischen können wir für unsere Schläuche Werkstoffformulierungen entwickeln, die zu 80 Prozent natürliche Bestandteile beinhalten und aus erneuerbaren Quellen stammen“, sagt er. „Und wenn wir andere Werkstoffe so verwenden, wie sie aus ihrer jeweiligen Quelle kommen, bedeutet das, dass wir keine Energie für eine Modifizierung benötigen. Indem wir uns beim Material unserer Schläuche auf die Nachhaltigkeit der Fertigungsverfahren konzentrieren, reduzieren wir die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch.“

 

In Zukunft werden die Kunden mehr erwarten als bloße Schläuche, prognostiziert Soulagnet. Sie werden auch die damit zusammenhängenden Dienstleistungen verlangen. „Trelleborg ist nicht nur ein weltweit aktiver Hersteller von Schläuchen, sondern auch ein Anbieter von Lösungen in diesem Bereich. So erhalten Sie bei uns zum Beispiel die Montage von Schläuchen mit einer Vielzahl an Kupplungen, damit die Schläuche bei der Lieferung sofort einsetzbar sind. Wir haben außerdem in effizientes Liefernetz undein eigenes Servicecenter.“ 

 

Erst vor kurzem wurde die Konstruktion eines Reinraums im Servicecenter von Trelleborg in Lyon freigegeben. Dieses dient dazu, Schläuche von Trelleborg wirklich sofort einsatzbereit zu machen. „Lebensmittelhersteller haben bestimmte Reinigungsvorgaben, die Sie nach Erhalt der Schläuche und vor der ersten Übertragung von Lebensmitteln abarbeiten müssen“, sagt Soulagnet. „Jetzt, da wir über einen Reinraum verfügen, können wir reine, vollständig rückverfolgbare und zertifizierte Schläuche liefern. Für die Hersteller bringt das eine Einsparung, denn die Erstreinigung entfällt.“ 

 

 


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