Sanierung unter der Erde
Die vergangenen heißen Sommer haben es gezeigt: Wasser ist eine knappe Ressource, die nicht durch Leckagen vergeudet werden darf.
Die Kanalisation kommt überall in die Jahre. Mancherorts stammt sie zum Teil noch aus dem 19. Jahrhundert. Die Folge: undichte Rohre und Rohrverbindungen, durch die das wertvolle Trinkwasser im Boden versickert. 30 Prozent des Trinkwassers weltweit gehen so verloren — das entspricht einem von drei Gläsern Wasser.
Es ist daher unumgänglich, Rohre und Kanäle weltweit zu sanieren. Traditionell war diese Aufgabe mit aufwändigen Baumaßnahmen verbunden. Straßen, Hausanschlüsse und Wände mussten aufgerissen und anschließend wieder verschlossen werden. Heute setzt sich die grabenlose Rohrsanierung immer mehr durch. Das Verfahren ist schneller, kostengünstiger und weniger destruktiv.
Statt die Rohre und Kanäle in offener Bauweise auszutauschen, werden Schläuche in die vorhandenen Leitungen eingeführt und ausgehärtet. So entsteht ein neues Rohr im alten. Die vorhandenen und gegebenenfalls defekten Rohrmuffen werden durch eine durchgehende Oberfläche überdeckt.
Ein führendes Unternehmen in diesem Bereich ist die I.S.T. Innovative Sewer Technologies mit Sitz in Bochum, die seit Dezember 2022 ein Teil von Trelleborg ist. Seit der Gründung 1998 hat sich der Betrieb zu einem der erfolgreichsten Komplettanbieter für die Rohrund Kanalsanierung entwickelt.
„Wir bieten nicht nur die Verbrauchsmaterialien an, die für die Kanalsanierung erforderlich sind, sondern auch die dafür erforderlichen Geräte und Maschinen“, erklärt Jörg Vogt, der Gründer und Geschäftsführer von I.S.T. „Wir haben Wettbewerber im Fräsbereich oder im Roboterbereich oder bei den Verbrauchsmaterialien, aber es gibt keinen, der alle drei Felder abdeckt.“
Als der studierte Ingenieur für Chemie- und Glastechnik 1998 seine Firma gründete, handelte er zunächst mit den für die grabenlose Rohrsanierung erforderlichen Materialien. Das sind in erster Linie Schlauchliner aus verschiedenen Verbrauchsmaterialien, die mit Kunstharzen getränkt werden.
Zum Aushärten wurden in den Anfangsjahren von I.S.T. Dampf und Warmwasser verwendet. „Das hat den Nachteil, dass man den Aushärteprozess nicht mitverfolgen konnte“, erklärt Vogt. „Aus diesem Grund haben wir uns nach einigen Jahren der UV-Aushärtung zugewandt. Der Vorteil ist, dass Sie den Inliner durch das UV-Licht gleichmäßig aushärten und zugleich mittels Kameras den Vorgang verfolgen und steuern können.“
Trelleborg hat die Bedeutung der UV-Aushärtung erkannt. Die Übernahme von I.S.T. war daher eine strategische Entscheidung, um die Stellung auf dem Markt für Kanalsanierungslösungen zu stärken.
Der Betrieb in Bochum stellt Lichtquellen für ein breites Spektrum an Rohrdurchmessern her. In Ketten sind Leuchtkörper mit bis zu 1.000 Watt aneinandergehängt. Die Leuchtkörper sitzen mittig in Radkonstruktionen, auf denen die UV-Lichtketten mit Hilfe von Winden in gleichmäßiger Geschwindigkeit durch die Inliner gezogen werden. Die Radsätze werden auf die verschiedenen Rohrdurchmesser abgestimmt. Für Hausanschlüsse bietet das Unternehmen eine LEDLichtaushärtung mit nur einem Kopf in Größen bis hinunter zu sieben Zentimeter Durchmesser an.
Um das Problem der verstopften oder zugesetzten Rohre und Kanäle anzugehen, wird zudem eine eigene Palette an Fräsrobotern angeboten. Die Roboter werden mit hoher Geschwindigkeit in die Rohre gefahren. Am vorderen Ende der schlanken Cutter sitzt ein Fräskopf, der mit Druckluft oder elektrisch angetrieben wird. Über eine Zoomkamera kann der Bediener am Steuerpult den Fräsvorgang beobachten und steuern.
In der weiten Fabrikhalle von Trelleborg in Bochum sind rund 80 Mitarbeiter beschäftigt. An zwei vollautomatischen Anlagen werden die Inliner nach Maß aufgerollt, gefaltet und genäht. Techniker montieren ie Roboter und UV-Anlagen. In einem abgetrennten Bereich experimentieren Anwendungstechniker mit neuen Formulierungen, um die Inliner noch flexibler zu machen und die Aushärtezeiten weiter zu reduzieren. Auf hohen Regalen lagern Verbrauchsmaterialien. In dieser Halle wird das Konzept des „One-Stop-Shops“ für die Kanalsanierung anschaulich.
„Wir haben ein hochqualifiziertes und geschultes Personal, hochwertige Ausgangsmaterialien und eine bestmögliche Ausstattung“, erklärt Vogt.
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