Intelligente Fertigung
Seit wann genau Trelleborg Prozesse und Produkte mithilfe von künstlicher Intelligenz (kI) verbessert hat, lässt sich nicht genau zu sagen.
„Erste konkrete Schritte im Bereich Dichtungslösungen gab es ungefähr um das Jahr 2017“, erklärt Gordon Micallef, Business Unit President im Bereich Dichtungslösungen bei Trelleborg. „Damals untersuchten wir die Möglichkeiten der kI auf zentraler Ebene, etwa bei Informationssystemen und Prozessmanagement, und bildeten Teams für die digitale Transformation und IoT.“
kI hätte sofort zu Prozessverbesserungen beigetragen, so Micallef, und in Zukunft würden sich weitere Möglichkeiten eröffnen. „Beispielsweise sind wir auf einem guten Weg, KI effizient in der automatischen Prüfung einzusetzen“, erklärt er.
Prüfmaschinen mit klassischer Erkennungstechnologie betrachten die Oberfläche eines Teils und erkennen Defekte, die heller oder dunkler sind als der Rest des zu prüfenden Bereichs.
„Diese Technologie hat uns seit langem gute Dienste geleistet“, meint Micallef. „Allerdings gibt es gewisse Dichtungsgeometrien und Teile, bei denen diese Erkennungsmethoden nicht funktionieren.“ Trelleborg arbeitet jetzt an einem Projekt, das dieses Problem lösen soll und kurz vor der industriellen Einführung steht.
„Wir machen Fotos der produzierten Teile und klassifizieren diese als gut oder schlecht“, erklärt er. „Dabei können viele verschiedene Defekte auftreten und die Maschine lernt, welche Teile intakt und welche defekt sind. Je mehr die Maschine lernt, desto besser erkennt sie die Teile, die nicht den Vorgaben entsprechen.“
Der Shim Wizard ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Trelleborg kI einsetzt. Auf der Grundlage einer kI-Analyse empfiehlt das Tool den Entwicklungsingenieuren die optimale Mischung und Eigenschaften für leistungsfähigere Autobremsscheiben. Dies verkürzt die Testphase und sorgt somit für eine schnellere Markteinführung. Projekte für eine bessere Gummimischung und höhere Energieeffizienz sind in Planung.
„Der gemeinsame Nenner aller kI-Anwendungen sind die Daten“, sagt Micallef. „Ohne Daten kann man kI nicht erfolgreich einsetzen — und wir reden nicht von einer kleinen, sondern einer riesigen Menge an Daten. Für Prozesse mit hohem Volumen brauchen wir die Daten über mindestens ein Jahr, um kI einsetzen zu können.“
Darum wurden jetzt bereits Prozessdaten erhoben, die in künftigen KI-Projekten eingesetzt werden. „Zur Datenerfassung arbeiten wir mit den Lieferanten der Maschinen zusammen. Bei neueren Maschinen ist dies bereits eingebaut. Bei älteren Maschinen haben wir zusätzliche Sensoren, die Daten an externe Erfassungsgeräte liefern. Dazu haben wir ActiviTEE entwickelt, eine Software zur Überwachung der Gesamtanlageneffektivität (GAE).“
kI ist auch daran beteiligt, die Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit in der Fertigung zu erhöhen.
„Sensoren in Fertigungsanlagen können Daten über den Energieverbrauch eines Prozesses erfassen und mit Daten aus der Fertigungsüberwachung kombinieren“, so Micallef. „Durch den Vergleich des Energieverbrauchs mit der Aktivität und den Kosten entsteht ein Profil, über das sich die Leistung einer Fertigungsmaschine optimieren und der Energieverbrauch minimieren lässt.“
Die Kreislaufwirtschaft strebt an, Ressourcen so lange wie möglich zu nutzen. KI kann Daten aus dem Produktlebenszyklus auswerten und so den optimalen Zeitpunkt für eine Überholung, das Recycling oder eine Umrüstung vorschlagen. Das kann auch die Auslastung der Fertigungsanlagen maximieren.
„Auf lange Sicht kann KI auch eingesetzt werden, um die CO2-Bilanz von Komponenten während der Fertigung einzuschätzen“, erklärt er. „Mit genauen Daten zu den
Umweltauswirkungen könnten wir dann nachhaltige Alternativen suchen oder die Prozesse optimieren, damit weniger Emissionen entstehen.“
Eine der negativen Sichtweisen auf kI ist die Befürchtung, dass dadurch Arbeitsplätze wegfallen. Micallef räumt dies ein: „Jede Technologie birgt Chancen und Risiken. Mit der Einführung der Elektrizität wurden die Kerzenzieher arbeitslos. Dennoch sind wir uns vermutlich alle darüber einig, dass unsere Lebensqualität mit Elektrizität deutlich höher ist als zu der Zeit, als wir nur Kerzen zur Beleuchtung hatten.“
KI würde die Rolle der Menschen in der Fertigung nicht schmälern, sondern vielmehr deren Arbeit verbessern, meint er. Sie bräuchten sich nicht mehr mit banalen und repetitiven Dingen zu beschäftigen, sondern könnten sich auf die interessanteren und anspruchsvolleren Aufgaben konzentrieren.
„Eine so mächtige Technologie wie KI braucht klare Grenzen“, sagt er. „Sie bietet uns aber so viele Möglichkeiten, unsere Fertigungsprozesse in Zukunft zu optimieren und weiterzuentwickeln, dass wir sie auch zu unserem Vorteil nutzen sollten.“
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