Eine Leisere Zukunft
Moderne Autos sind schwer. Tritt der Fahrer auf die Bremse, müssen möglichst schnell knapp zwei Tonnen Stahl, Glas und Gummi zum Stillstand kommen. Dass die heutigenFahrzeuge diese Aufgabe nur mit geringfügigen Erschütterungen, Geräuschen und Störungen für die Insassen erledigen, verdanken sie einem guten Bremsendesign — und sehr häufig den Technical Laminates von Trelleborg.
Ein wichtiger Anwendungsbereich für diese technischen Laminate sind geräuschdämpfende Scheiben, die in Scheibenbremsen zwischen Bremsbelag und Bremssattel eingebaut sind. Solche Scheiben, die auf der Trägerplatte des Bremsbelags montiert sind, könnendie Vibrationen beim Bremsen deutlich reduzieren und so für die Laufruhe sorgen, die moderne Autofahrer wünschen.
Während einige Markttreiber und Trends global sind, unterscheiden sich aber die bei technischen Laminaten in den verschiedenen Weltregionen voneinander.
In den USA haben die Menschen eine besondere Beziehung zu ihrem Fahrzeug, was auf die langen Distanzen und die schon immer starke Automobilproduktion zurückzuführen ist. Auch der Markt für Ersatzteile in Bremsen ist hier speziell, da hier ein weitaus höherer Anteil als in anderen Regionen über Ersatzteilhändler statt über die Hersteller verkauft wird.
„Die Leute haben gern Geld gespart, indem sie dort ihre Ersatzteile gekauft und selber eingebaut haben“, erklärt John Bennett, Regional Manager für Nord- und Südamerika für Dämpfungslösungen. „Heute sind die Bremsen deutlich komplexer und es ist schwieriger, sie selbst zu reparieren. Dennoch ist der US-Markt weiter auf diese Händler angewiesen, da die Ersatzteile für Reparatur und Wartung sehr häufig von ihnen kommen.“
In den USA agiert Trelleborg in der Regel als dritt- oder viertrangiger Zulieferer der Automobilindustrie. Dabei kooperiert man mit allen Beteiligten, von Reibmaterial- bis zu Bremskomponentenherstellern, von Ersatzteilhändlern bis zu Herstellern. Zur Prüfausstattung gehören zehn Dynamometer (Dynos), auf denen die von den Kunden gewünschten Geräuschlösungen unter realitätsnahen Betriebsbedingungen bewertet werden können.
In über 30 Jahren in den USA haben sich die geräuschdämpfenden Bremsscheiben von Trelleborg zum Marktführer entwickelt. Laut Bennett stützt sich dieses Wachstum auf drei Säulen: Team, Produkt und Service. „Unser Team ist wirklich gut, nicht nur in unserer Region, sondern weltweit“, sagt er. „Außerdem haben wir ein hochentwickeltes Produkt, das die Anforderungen des Marktes erfüllt oder übertrifft. Unser Service bringt das Ganze dann zusammen. Von den Dyno-Tests bis zur Lieferung von Mustern am gleichen Tag — für unsere Kunden geben wir alles.“
Zu den größten künftigen Herausforderungen in Nord- und Südamerika wird die Art und Weise gehören, wie Elektroautos die Nutzung und Lebensdauer von Bremsen verändern. Da die Bremskomponenten durch das regenerative Bremsen in Elektroautos weniger verschleißen, könnte es sein, dass ein Satz Bremsbeläge irgendwann für die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs ausreicht. Unterdessen stellt der leisere Betrieb von Elektromotoren laut Bennett zusätzliche Anforderungen an die Hersteller, um die Geräusche in solchen Fahrzeugen optimal zu reduzieren.
Das Team sucht auch in anderen Sektoren nach Einsatzmöglichkeiten für seine schwingungsdämpfenden Technologien. „Ich denke dabei an die Luft- und Raumfahrt sowie an Motoren für Haushaltsgeräte und industrielle Anwendungen“, sagt Bennett.
Im Gegensatz zum US-Markt werden Ersatzteile für Bremsen in Europa größtenteils über Hersteller verkauft. Alessandro Baggi, Bereichsleiter Europa für Unterlegscheiben, erklärt, dass in dieser Region nur etwa 20 Prozent der schwingungsdämpfenden Scheiben von Trelleborg im Teilehandel landen.
„Ich betrachte den europäischen Automobilmarkt als Inkubator, in dem neue Ideen und Trends entstehen“, sagt Baggi. „China und die USA haben größere Volumen als Europa und bewegen sich viel schneller. Aber viele der Ideen, die in die Produktion gehen, kommen von uns.“
Die Produkte von Trelleborg sind in Europa marktführend, und laut Baggi ist dieser Erfolg auf mehrere Faktoren zurückzuführen. „Was die Scheiben betrifft, beruht unser Wachstum darauf, so viele Projekte wie möglich zu gewinnen“, sagt er. „Wir müssen präsent sein, um diese Aufträge zu bekommen. Bei den technischen Laminaten hängt unser Erfolg wiederum davon ab, dass wir neue Anwendungen finden, in denen sie eingesetzt werden können.“ Der Trend mit dem größten Einfluss auf das europäische Geschäft mit Schwingungsdämpfern ist laut Baggi die Elektrifizierung der Fahrzeuge.
„Unsere Vorgabe war, mehr Dämpfung für Scheiben und andere Komponenten bei niedrigen Temperaturen zu erreichen, weil das Bremssystem in Elektrofahrzeugen kühler ist“, sagt er. „In der nächsten Phase entwickeln wir neue Beläge mit den gleichen Dämpfungseigenschaften bei niedrigeren Temperaturen und stabilere Scheiben, da die Bremsbeläge jetzt mehr beansprucht werden.“
Eine mögliche Chance in der Zukunft könnte nach Aussage von Baggi in der Bereitstellung von Materialien bestehen, mit denen sich die Vibrationen in Trommelbremsen reduzieren lassen.
„Trommelbremsen sind eine altmodische Form der Bremse“, sagt er. „Die neue Abgasnorm Euro 7 verlangt jedoch, dass die Fahrzeuge keine Schadstoffe mehr als Feinstaub ausstoßen dürfen. Hier ist die Trommelbremse eine gute Lösung, da sie geschlossen ist. Einige Hersteller nutzen sie bereits und wir suchen jetzt nach Wegen, um ihre Geräusche zu dämpfen.“
Weidong Yao, General Manager für Dämpfungslösungen in China, beschreibt den chiTrelleborg sei in China stetig gewachsen und habe sich zu einem der Marktführer für Scheiben und schwingungsdämpfende Lösungen in Bremsen und anderen Fahrzeugkomponenten entwickelt. Wichtigste Treiber seien der starke lokale Markt, die Stärke des Produkts und die harte Arbeit des Vertriebsteams gewesen.
„Unterstützt wird dies durch eine starke Forschung und Entwicklung“, erklärt Yao. „Wir haben acht Dynos in Schanghai, über die wir bei den Geräuschtests mit unseren Kunden zusammenarbeiten und Lösungen finden können.“
Die chinesischen Autokäufer würden deutlich mehr auf Elektrofahrzeuge setzen als die Käufer in anderen Märkten, so Yao. Auch wenn der Bedarf an Scheiben dadurch langsam zurückgehen könnte, sieht er großes Potenzial für den Absatz bei technischen Laminaten, die Geräusche und Vibrationen in anderen Teilen von Elektrofahrzeugen reduzieren.
„Ein Problem bei Elektroautos sind die Geräusche, die der Wechselrichter des Antriebssystems und auch der Elektromotor erzeugen“, erläutert er. „Diese haben oft spezielle Aluminiumabdeckungen, die wie Lautsprecher wirken und so den Geräuschpegel erhöhen. Wenn wir ein Stück Dämpfungsmaterial auf diese Abdeckung aufbringen und verkleben, können wir diese Geräusche deutlich reduzieren.“
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