Das Qualifikationsdefizit Überwinden

Break the Skills Shortage Cycle

Wachsende Bevölkerungszahlen, gekoppelt mit zunehmender Urbanisierung belasten eine überalterte Wasserinfrastruktur bis an ihre Grenzen. Andreas Bichler, Leiter Forschung + Entwicklung für den Geschäftsbereich "Pipe Seals" (Rohrdichtungen) bei Trelleborg, betrachtet die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf unsere Branche und wie die Industrie versucht, dem derzeitigen Qualifikationsdefizit mit neuen Technologien, Support und Schulungen entgegen zu treten.

Steigender Wasserbedarf

In 2016 dürfte die Weltbevölkerung Schätzungen zufolge die Marke von 7,4 Mrd. erreicht haben. Bis zum Jahr 2050, so eine Prognose der Vereinten Nationen, wird der weltweite Wasserbedarf um 55 % wachsen. Die Bevölkerungszahl wird bis 2100 auf schätzungsweise 11,2 Mrd. steigen. Die Belastung der bestehenden Infrastruktur und die damit verbundenen Herausforderungen werden sich also unvermindert fortsetzen.

Rund um den Globus sind überalterte Wasser- und Abwassernetze die Ursache für ein immer häufigeres Versagen der Rohrleitungen und die zunehmende Ineffizienz der Netze. Kritisch sind hierbei vor allem die unterirdisch verlegten Wasserverteilungs- und Abwasserinfrastrukturen, die sich dem Ende ihrer Nutzungsdauer nähern und / oder darin verbaute Produkte, die die Standards nicht erfüllen oder nicht zertifiziert sind.

In manchen Wirtschaftssystemen wird immerhin erkannt, dass sich die Mentalität der "halbherzigen Flickschusterei" bei der Planung des künftigen Abwassermanagements ändern muss. Durch den Einsatz intelligenter Wassertechnologien und das Nutzen technologischen Fortschritts, sowohl bei den Werkstoffen als auch beim Wissen um ihre Anwendung, beginnt sich nun der Weg für operative Verbesserungen und mehr Effizienz zu ebnen.

Das Qualifikationsdefizit

Während diese Entwicklungen positiv zu bewerten sind, wird die Branche durch eine massive Blockierung im System selbst zurückgehalten – einem Qualifikationsdefizit und Mangel an geschulten Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Dies verhindert, dass die Branche mit den Veränderungen Schritt halten und von neuen Technologien profitieren kann.

Eine kürzlich durchgeführte Studie von CIWEM/MATCHTECH[1] macht den Umfang dieses Defizits sichtbar: 81 % der Arbeitgeber sehen eine höhere Personalfluktuation und 70 % sagen, dass das Qualifikationsdefizit die Fähigkeit Projekte durchzuführen vermindert.

Die vorhandenen Arbeitskräfte sehen sich einer ständigen Herausforderung und Belastung ausgesetzt, Projekte durchzuführen und abzuschließen, doch es mangelt an Unterstützung und Schulung in Bezug auf neue Technologien und Materialien. Das führt schließlich dazu, dass die Produkte und die Ausrüstung nicht korrekt angewendet werden können. Am Ende scheitern die Systeme auf der Baustelle und es entstehen hohe Kosten für die Nachbesserung und Wiederherstellung. Diesen Herausforderungen zu begegnen, mit verbesserten Service-Angeboten und Produktinnovationen, die menschliches Versagen und Risiken ausschließen, ist entscheidend und macht die Branche für neue Generationen wieder attraktiv.

Besser Zusammenarbeiten

Trelleborg ist ein starker Verfechter des Einsatzes von Technologien, um Reaktionsquoten und Supportleistungen zu verbessern. Viele Fehler auf der Baustelle geschehen auf Grund mangelnder Kenntnisse der Materialien und fehlendem Wissen, wie das Produkt korrekt eingebaut wird. Hersteller und Auftragnehmer sollten daher bereits in der Entwicklungsphase einer Lösung zusammenarbeiten. Sie könnten auf diese Weise sicherstellen, dass sie nicht nur die richtige Methode und die passenden Produkte für ihre Einsatzbedingungen, sondern auch die entsprechende Unterstützung für einen korrekten Einbau und eine spezifikationsgemäße Lieferung erhalten.

Hersteller, die den praktischen Anwender in der fachgerechten und professionellen Bedienung innovativer Systeme – wie z. B. ganzheitlicher grabenloser Rohrsanierungsverfahren – schulen, stellen auf diese Weise der ganzen Branche die Kenntnisse zur Verfügung, die sie benötigen, um von den neuen Technologien zu profitieren. Dies sollte durch praktische, praxisbezogene Lernmethoden mit hausinternen Produkttests und Schulungen unterstützt werden, um Installationsfehler an der Baustelle zu minimieren.

Der Weg in eine smartere Zukunft

Wasserknappheit, Zuverlässigkeit und Sicherheit geben weltweit nach wie vor Anlass zu Besorgnis und lassen die Nachfrage nach lange haltbaren (50 Jahre +), zuverlässigen Rohrleitungsnetzen ansteigen. Indem neue Technologien, die durch ihre Konstruktion menschliches Versagen ausschließen, optimal genutzt werden und die Gesundheits- und Sicherheitsaspekte verbessern, wird der Bereich für neue Talente attraktiver und sichert so für alle eine bessere Qualität in der Infrastruktur.

[1] Die 2016 durchgeführte Studie zum Fachkräftemangel im Bereich Wasser und Umwelt durch die Fa. Matchtech, (einem Personalbeschaffungsunternehmen zur Anwerbung von Ingenieuren) und das CIWEM (Chartered Institution for Water and Environmental Management)